Rekonstruktion eines Hoztafelbildes für das RPM

Daniela Rutica, Holztafelbild "Sobek und Isis", Eitempera u. Kasein/Holz, 2014, Holzarbeiten von Reinhard Bastigkeit
Daniela Rutica, Holztafelbild "Sobek und Isis", Eitempera u. Kasein/Holz, 2014, Holzarbeiten von Reinhard Bastigkeit

"Zu den Kriegsverlusten, die die staatlichen Museen zu Berlin durch den 2. Weltkrieg hinnehmen mussten, zählt auch ein Holztafel-Bild aus dem 2.-3. Jh. n. Chr.(Ägyptisches Museum Nr. 15978). Das Bild war auf Akazienholz gemalt und zeigte zwei thronende ägyptischer Gottheiten im Stil der römischen Zeit Ägyptens. Entdeckt wurde es 1902 bei Grabungen in Tebtynis, Ägypten. Aufgefunden wurde es in sito am Boden eines Raumes, der zu einer Siedlung ägyptischer Dorfhäuser gehörte. Das Tafelbild hatte ursprünglich zur Wanddekoration gehört und zeigte noch Reste der ursprünglichen Wandbefestigung, war aber in mehrere Teile zerbrochen, die später im Zuge der Restaurierung wieder zusammengefügt werden konnten. Erhalten ist heute nur noch eine schwarzweiß-Photographie und die Beschreibung Rubensohns im Jahrbuch des deutschen archäologischen Instituts von 1905. Der Autor beschreibt sehr detailliert die Bauweise des Holzrahmens und die Ikonographie der dargestellten Gottheiten. Er deutet den mit einem grünen Chiton und Mantel gekleideten Gott mit dem kleinen Krokodil auf dem Arm als Suchos (Sobek) bzw. als Soknebtynis, eine in Tebtynis verehrte Sonderform dieses Gottes. Die Göttin im weißen Gewand hält ein Büschel Ähren und einen Zweig in der Händen und wird als Isis interpretiert. Bei der kleinen Figur im Hintergrund könnte es sich um Harpokrates, den Sohn des Götterpaares handeln. Die beiden Gottheiten halten Zepter in den Händen. In der unteren Bildmitte ist zudem ein kleiner nach rechts schreitender Widder abgebildet. Die Rückenlehne des Throns ist mit braunen, schwarzen und roten Kassetten sowie einem Uräenfries verziert.
Bei dem Bild, das stilistisch in das 2.-3. Jh. n. Chr. datiert, handelt es sich um eine der spätesten erhaltenen Abbildungen ägyptischer Götter vor der Christianisierung unter Theodosius und dem Verbot aller heidnischen Kulte im Jahr 391/92. Die Ikonographie des Sobek und der Isis mit Nimbus und Strahlenkranz ähnelt stark koptischen Heiligendarstellungen und ist somit auch ein Zeugnis für die synkretistischen Strömungen dieser Zeit. Der Krokodilgott Sobek als Verkörperung des Sonnengottes und lokaler Allgott steht momentan auch im Mittelpunkt einer neuen Sonderausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim "Ägyptens letzter Schöpfungsmythos. Die Entstehung der Welt" präsentiert vom 13.09. 2014 bis 11.01.2015 neben vielen herausragenden internationalen Leihgaben einen rund fünf Meter langen Papyrus, der heute als das "Buch vom Fayum" bezeichnet wird und die religiösen Strömungen und Besonderheiten im Fayum der römisch-griechischen Zeit tradiert.
In diesem Zusammenhang wurde von der marburger Künstlerin und Ägyptologin Daniela Rutica eine Farbrekonstruktion des Holztafel-Bildes aus Tebtynis angefertigt. Der Rahmen und die Holzarbeiten hierzu wurden von Reinhard Bastigkeit aus Dortmund hergestellt. Anhand der schwarzweiß-Vorlage und der Beschreibungen Rubensons war es möglich die einstige Farbwirkung des Bildes annähernd wieder sichtbar zu machen. Wie im Original wurden der Rahmen und die Holztäfelchen der Rückwand mit Holzdübeln verbunden und mit Kreidegrund grundiert. Verwendung fanden nur historische und natürliche Pigmente, wie gemahlenes Kupferglas oder gelber und roter Ocker, die mit Eitempera, Kaseinbinder und Bienenwachslasurbinder in mehreren Schichten aufgetragen wurden."
(Rainer Hannig)